Bereits seit 2010 gilt für Stickstoffdioxid (NO₂) der Grenzwert von 40 Mikrogramm (µ) pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel. Eingehalten werden diese Grenzwerte in Hannover bis heute nicht – an keiner der an Straßenzügen aufgestellten Messtationen. Auch wenn die Belastung mit Stickoxiden im letzten Jahr zurückging (s. Grafik), bedeutet dies noch keine verlässliche Trendwende. Dagegen sprechen steigende PKW-Zulassungszahlen in Hannover sowie die im Realbetrieb von Diesel-PKW ausgestoßenen Schadstoffe. Selbst Euro 6-Diesel-Pkw überschreiten den gesetzlichen Grenzwert im Mittel um das Siebenfache.
Eine hervorragende Einschätzung der derzeitigen Lage, hat Andreas Schinkel für die HAZ verfasst (30.06.2018). Zum nachlesen –>
Für Feinstaub (PM10)hat die EU ebenfalls einen Jahresmittel-Grenzwert von 40 μg/m³ (in Kraft seit 2005) festgelegt. Problematisch ist, dass anders als bei Stickoxiden die EU den Grenzwert-Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht gefolgt ist. Diese fordert einen Grenzwert der halb so hoch liegt: 20 μg/m³. So kommt es, das Feinstaub offiziell als unproblematisch eingestuft wird. Den von der WHO geforderten Grenzwert hält Hannover jedoch nicht ein.
Unter der Luftverschmutzung leiden alle: ganz besonders Kinder, Jugendliche und ältere Menschen; selbst für Ungeborene stellen Luftschadstoffe eine große Gefahr dar. Laut Umweltbehörde der Europäischen Union sind 12.860 vorzeitige Todesfälle in Deutschland auf Stickoxide zurückzuführen – fast vier mal mehr, als durch Verkehrsunfälle ums Leben kommen!
Die immer häufiger auftretenden chronischen Krankheitsbilder wie Asthma und COPD haben bereits zu einem Aufschrei von Fachärzten aus allen Teilen der Republik geführt. Einen eindringlichen Apell von Norbert Mülleneisen aus Leverkusen gibt es im ARD-Bericht. Mülleneisen fordert von der Politik, die Interessen der Autoindustrie nicht über die Gesundheit der Mitbürger zu stellen. Zuletzt mahnte auch Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, die Emmisionswerte seien inakzeptabel und betont: „Auch in Hannover macht die Luftverschmutzung krank!“
Immer öfter werden die Grenzwerte und die Gesundheitsgefahren – auch von vermeintlichen Experten – angezweifelt.
Gute Einordnungen zu den Grenzwerten:
Auf jeden Fall: zahlreiche europäische Städte handeln bereits und haben eine Verkehrswende eingeleitet. Mittlerweile sind es nicht nur die Vorzeigeländer Niderlande und Dänemark, die nachhaltige Mobilitätskonzepte umsetzen.
So hat die spanische Hauptstadt Madrid hat einen ambitionierten Plan vorgestellt, der darauf setzt, echte Alternativen zum Auto zu schaffen. Eine Umgestaltung der Infrastruktur soll nicht nur mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer schaffen, sondern auch für Anlieger, Lieferanten und natürlich den ÖPNV. Auch die von Mobilitätsforschern lange geforderte Multimodalität wird in der spanischen Hauptstadt umgesetzt. Mit der Monatskarte für den ÖPNV können in Madrid auch Elektroräder ausgeliehen werden; und werden so zu einem festen Baustein des Nahverkehrs.
Mobilitätsforscher aus ganz Deutschland sind sich einig: Sharing-Systeme, Multimodalität, und nachhaltige Antriebe sind die Lösungen der Zukunft.
Eine ausführliche Einschätzung und Erklärung unserer Position findet sich im Blogbeitrag.
„Wir haben verstanden“, lässt der VW Konzern immer wieder mitteilen. Schaut man sich die tatsächliche Praxis an, geht es weiter wie bisher. Ein Umdenken, Einlenken, Umstellen der Produktion hat jedenfalls nicht stattgefunden. Stattdessen werden immer weiter schwere SUVs und schadstoffreiche Dieselmodelle verkauft. Business as usual.
„Es gibt den sauberen Diesel!“, das glaubt nicht nur der baden-würtembergische Landesvater Kretschmann, auch in Niedersachsen behauptete Stephan Weil vor der Wahl 2017: „Wenn Sie sich heute einen Diesel Euro-6 kaufen, dann können Sie das guten Gewissens tun.“
Abwarten, Teetrinken, Verantwortlichkeit abschieben! Das ist das Credo nach dem unsere Vertreter in Hannover weiter „handeln“. Verantwortlich sind immer die anderen: Die Automobilindustrie, die Bundesregierung, oder die DUH. Oberbürgermeister Schostok, genau wie die Umweltdezernentin behaupten weiterhin, es gäbe keine Möglichkeiten auf städtischer Ebene. Eine echte Verkehrswende, wie in anderen europäischen Städten (s.o.) werden jedenfalls nicht eingeleitet.
Gute Frage – das haben wir auch schon gefragt, bisher ohne Erfolg.
Aber fragen Sie doch bitte selbst einmal nach! Schreiben Sie unserem Oberbürgermeister, der Umweltdezernentin, dem Baudezernenten oder den Mitgliedern des Rats: